„Wir gründen eine Initiative um Schauspieler mit Behinderung ins deutsche Fernsehen zu bringen und wir brauchen ein Erscheinungsbild. Machst du mit? „– „Au ja,“ sagte ich, „aber nur wenn ich dafür mit euren Schauspielern zusammenarbeiten kann.“
Vor etwas zwei Jahren war diese Unterhaltung der Beginn einer andauernden Kooperation mit den Gründern von Rollenfang, sowie den Schauspielern und Schauspielerinnen, die sie repräsentieren. Wolfgang Janßen und Matthias Brettschneider (2018 ausgeschieden) möchten ihren Kunden die Kontrolle über ihre Darstellung in den Medien zurückgeben, und im Gegenzug der deutschen Medienlandschaft helfen, die tatsächliche Diversität unserer Gesellschaft besser abzubilden.
Menschen mit Behinderung kommen selten vor im deutschen Film und Fernsehen. Sogar in Stoffen die um das Thema Behinderung kreisen, werden die entsprechenden Rollen oft von Schauspielern ohne Behinderung übernommen. Wenn Schauspieler mit Behinderung überhaupt einmal auf dem Bildschirm auftauchen, dann meist in Dokumentationen, die ihre Einschränkungen zum Thema machen und sie damit auf diesen Aspekt ihrer Persönlichkeit limitieren.
Dabei gibt es sie doch: ausgebildete Vollzeit Profischauspieler und Schauspielerinnen mit Behinderung, wie z.B. das Ensemble der preisgekrönten RAMBA ZAMBA Theatergruppe in Berlin. Wir hatten das Glück einige von ihnen für unseren zweitägigen Workshop zu gewinnen, der den Beginn der Arbeit an der Rollenfang Identität markierte.
Ziel des Workshops war es, Ideen für Stil und visuelle Inhalte der Identität zu sammeln und gleichzeitig das Potential und die Wünsche der Schauspieler besser zu verstehen.
Ausgangspunkt war dabei der bereits existierende Name der Plattform: Rollenfang. Wie fängt man eine Rolle? Lasst es uns ausprobieren. Wir starteten damit uns eine Rolle zuzuwerfen, sie aus einem imaginierten Teich zu retten und Fallen zu entwerfen, mit denen die verflixten Rollen zu fangen wären. In dem Pool an Ideen, den wir an diesem ersten Tage sammelten, versteckte sich dann auch schon die visuelle Metapher, die wir letztlich weiterentwickelten.
Wie kann man das Wort schreiben? Mit verschiedenen Werkzeugen, u.a. mit Malerrollen, entwarfen wir gemeinsam auf einer langen Papierrolle neue Buchstabenformen.
Obwohl einzelne Buchstaben kleine Kunstwerke in sich waren, entschieden wir uns doch im Anschluss für einen konzeptuellen Ansatz. Wir nahmen die Schrift FF DIN, die auf alten DIN Schablonenbuchstaben basiert und immer noch für deutsche Straßenschilder benutzt wird und diversifizierten den Inbegriff von deutscher Normalität mit dem großzügigen Einverständnis der Firma Fontshop.
Am zweiten Tag suchten sich die Teilnehmer dann ihre Lieblingsrollen aus und improvisierten Szenen als James Bond, Cat Woman oder als Gäste einer Talkshow. Dies war nicht nur einer der lustigsten Workshops, die ich je geführt habe, sondern auch einer der produktivsten. Die Professionalität und Kreativität der RAMBA ZAMBA Schauspieler beim Improvisieren, in der Ideenentwicklung und im Gespräch über ihre Ambitionen und Träume hat mich schwer beeindruckt.
Das habe ich im Prozess gelernt: Die Initiative Rollenfang ist nicht nur eine gute Sache weil damit diesen talentierten Schauspielerinnen und Schauspielern geholfen wird, sondern es ist die deutsche Öffentlichkeit die Rollenfang braucht um deutsches Fernsehen endlich interessanter zu machen! Hiermit verspreche ich: Sollte Jonas Sippel neuer Tatort Kommissar werden, würde ich das erste Mal einschalten.
Rollenfang ist auf Facebook und im Web: www.rollenfang-berlin.de.
Hier gibt es einen Film über den Workshop auf Vimeo.
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