Die Ausstellung Gern modern? Wohnkonzepte für Berlin nach 1945 im Museum der Dinge präsentiert Ideen und Initiativen des Deutschen Werkbunds in der Nachkriegszeit.
Vor dem Hintergrund der Trümmerberge, sollten funktional-elegante Möbelentwürfe, Verkaufsausstellungen, möblierte Musterwohnungen, Musterkisten und Lehrfilme, sowie eine öffentliche ‚Wohnberatung‘, die Berliner Bevölkerung für die Ideen der Moderne begeistern.
Photo: Katrin Greiling
Photo: Katrin Greiling
Für die Ausstellung durfte ich nicht nur die visuelle Identität und die Ausstellungsgrafik gestalten, sondern hatte auch die große Freude gemeinsam mit Kuratorin Nicola von Albrecht eine zeitgenössische Variante – die D.I.Y. Wohnberatungsstelle – als partizipativen Teil der Ausstellung zu entwickeln. In Umkehr zum historischen Vorbild, wurden hier die Besucher nicht beraten, sondern um Rat gebeten.
Über die gesamte Ausstellungsdauer fanden in der D.I.Y. Wohnberatungsstelle zahlreiche Workshops und Events für Besucher aller Altersstufen, sowie für Schulen aus der Nachbarschaft, statt.
Wir luden Besucher ein, eigene Farbkonzepte für die ikonischen Musterwohnungen der Interbau Internationale Bau Ausstellung 1957 zu entwerfen.
Wir fragten „wie wohnen?“, und stellten fest, dass viele Menschen in vielen Sprachen sich heute mehr gemeinschaftliche Wohnkonzepte wünschen.
In einer Wiederauflage eines Wettbewerbs von 1946, baten wir um Grundrissentwürfe für das Wohnen auf 65 qm2. Ein Gewinnerbeitrag rechnete anschaulich vor, dass solch ein Raum von rund 200 Menschen effektiv genutzt werden könnte, wenn er als geteilte Resource konzipiert wird.
In regelmäßigen Drop-In Workshops an Sonntagen, entwarfen Besucher Prototypen zu unterschiedlichen Wohnszenarien, z.B. zum Mehr-Generationen-Wohnen. Ideen konnten mit unseren (fast) lebensgroßen Versionen des historischen ‚Wohnberatungs Baukastens‘ und farbigem Klebeband gebaut werden.
In der Ausstellung fanden auch mehrere Projektwochen mit Schulen aus der Nachbarschaft statt. Einen Bericht über eine Projektwoche, die ich geleitet habe gibt es hier: Und wie wohnst du?
Die interaktiven Formate der D.I.Y. Wohnberatungsstelle waren bei Besuchern äußerst beliebt und die große Resonanz hat unsere Erwartungen weit überschritten. Zu unserer Freude konnten wir feststellen, dass Menschen jeden Alters und Herkunft bereit sind sich kreativ einzubringen, wenn sie ernsthaft dazu eingeladen werden. Dass sie es so zahlreich getan haben, war nicht nur zu ihrem, sondern zum Nutzen aller Besucher und besonders der Ausstellung. Ihre Beiträge beleuchteten die Relevanz der historischen Exponate, dokumentierten welche Utopien inzwischen Wirklichkeit geworden sind und zeigten auf, wo Einstellungen sich in 70 Jahren verändert haben und wo auch nicht. Vielen Dank an alle ‚Mitmacher‘!
